Du willst dein Team motivieren? Zelebriere Gemeinsamkeiten!
Feb 01, 2019
Beim Thema Motivation von Teams kann man sich viel vom Sport abschauen. Sowohl in guten wie auch in schlechten Zeiten. Daher möchte ich eine Erfahrung teilen, die mich lange beschĂ€ftigt hat. Ich spiele Volleyball. Vor einigen Jahren haben wir das Unmögliche möglich gemacht und sind mit eher durchschnittlichen Spielern in die Verbandsliga aufgestiegen. Wahnsinn! Der ganze Verein war aus dem HĂ€uschen! So konnte es weitergehen â und damit die nĂ€chste Saison genauso erfolgreich verlief, verstĂ€rkten wir uns mit einigen exzellenten Spielern. Wir stiegen ab. Wie konnte das passieren?
In der Saison des Aufstiegs...
- ...hatten wir alle das gleiche Ziel: wir wollten aufsteigen! Die erfahrenen Spieler wollten es noch einmal wissen, die jungen Spieler wollten mehr und mehr. Niemand spielte, um nicht zu verlieren, jeder wollte gewinnen.
- ...teilten wir das Motto âwork hard, party hardâ. Nach Training oder Spiel wurde gemeinsam der Kohlenhydratspeicher aufgefĂŒllt - gerne auch in flĂŒssiger Form.
- ...zelebrierten wir unsere uralten, orangenen Trikots. Es kam ja auf den Inhalt an!
- âŠretteten wir die unmöglichsten BĂ€lle und machten âirgendwieâ den Punkt.
Einer fĂŒr alle, alle fĂŒr einen.
In der folgenden Saison waren wir zwar nominell stĂ€rker, aber die Gemeinsamkeiten, die uns zusammengeschweiĂt hatten, waren nicht mehr so stark ausgeprĂ€gt.
Auch im Arbeitsumfeld können wir diese Erkenntnis nutzen. Wir können die Motivation nicht verordnen. Wir können allerdings sehr wohl Gemeinsamkeiten finden und zelebrieren â je höher das ZusammengehörigkeitsgefĂŒhl der Teammitglieder, umso höher die Motivation fĂŒr das eigene Team. Gemeinsamkeiten lassen sich beispielsweise wie folgt gruppieren:
- Vision & Ziel
- Verhaltensweisen
- Name & Symbol
Gemeinsame Vision & Ziel
Irgendwie logisch â wenn das gesamte Team das gleiche Ziel verfolgt, hĂ€ngen sich alle mehr rein. Und zwar nicht, weil sie sollen, sondern weil sie wollen. Das ist jetzt auch der kleine, aber feine Unterschied â wir reden hier von intrinsischer Motivation. Das funktioniert am besten, wenn das ganze Team das Ziel selbst erarbeitet und es nicht verordnet wird. Das âbuy-inâ, wie es so schön heiĂt, ist im Team deutlich gröĂer, wenn das Team das Ziel selbst entwickelt hat.
Ich muss gestehen, dass hier zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Einerseits verstehe und befĂŒrworte ich den Ansatz, dass das Team das Ziel entwickelt. Andererseits bin ich ein starker Verfechter, dass der Product Owner oder Projektleiter die Vision des Produktes zu seiner eigenen macht (siehe mein Buch "Project Leadership"). Wie lĂ€sst sich dieser potenzielle Konflikt auflösen? Aus meiner Sicht gibt es zwei AnsĂ€tze. Erstens kannst du als PO oder PL deine Vision kontinuierlich kommunizieren und die GrĂŒnde und Vorteile erlĂ€utern mit dem Ziel, dein Team zu ĂŒberzeugen. Zweitens könntet ihr zwei (oder mehr) Ziele haben, beispielsweise ein inhaltliches Ziel (was wollen wir erreichen), welches du als PO/PL vertrittst, und ein Ziel zur Zusammenarbeit (wie wollen wir das erreichen), welches gemeinsam entwickelt wird.
Gemeinsame Verhaltensweisen
Gemeinsame Verhaltensweisen entwickeln sich in der Regel ganz automatisch, wenn ein Team lĂ€ngere Zeit zusammenarbeitet. Wenn du in ein anderes Team wechselst, hast du sicherlich schon einmal bemerkt, dass jedes Team ein bisschen anders arbeitet â selbst innerhalb der gleichen Firma. Was hat das jetzt mit Motivation zu tun? Nun, ihr könnt euch diese Verhaltensweisen bewusst machen und bewusst einsetzen, um die Gemeinsamkeiten im Team zu betonen und auch eine (freundschaftliche) Abgrenzung zu anderen Teams herzustellen. Ein paar Beispiele?
- Wir sind das Team, das erst um 10:30 Uhr mit der Arbeit beginnt
- Wir sind das Team, das extremes Timeboxing betreibt
- Wir sind das Team, das einmal monatlich Kartfahren geht
- Wir sind das Team, das immer eine einhundertprozentige Testabdeckung hat
Es geht insofern darum, die Verhaltensweisen, die âeh schonâ existieren, zu zelebrieren.
Ihr könntet auch noch einen Schritt weitergehen, und nicht nur die Verhaltensweisen zelebrieren, die schon etabliert sind, sondern gemeinsam gewĂŒnschte Verhaltensweisen definieren und umsetzen. Ein Vorgehen, welches aus meiner Erfahrung recht gut funktioniert, ist ein strukturiertes Brainstorming. Ihr definiert Bereiche, die euch in der Zusammenarbeit wichtig sind, z.B. Kommunikation, QualitĂ€t, Prozesse, usw. Jeder im Team denkt an sein bestes und sein schlimmstes Projekt. AnschlieĂend schreibt jeder auf, welche Verhaltensweisen im besten und schlimmsten Projekt fĂŒr diese Bereiche ĂŒblich waren. Ein paar Beispiele:
- Fragen innerhalb des Teams wurden am gleichen Tag beantwortet vs. ich musste mehrere Tage auf eine Antwort warten
- Wir haben Themen im direkten GesprÀch geklÀrt vs. es wurden meterlange Email-Ping-Pongs geschickt
Nachdem ihr diese möglichen Verhaltensweisen gesammelt und diskutiert habt, könnt ihr euch bewusst fĂŒr gemeinsame Verhaltensweisen entscheiden.
Gemeinsame Namen und Symbole
Wenig verwunderlich: auch ein Teamname und ein Symbol können die Gemeinsamkeiten betonen. Das ZusammengehörigkeitsgefĂŒhl zu einer Gruppe ist vielen Menschen wichtig und die Identifikation mit einer Gruppe kann extrem hoch sein.
Insofern: sucht euch im Team einen Namen aus. Der Name kann etwas mit der Vision oder dem Ziel zu tun haben, er kann bestimmte Verhaltensweisen aufgreifen, oder auch ein Phantasiegebilde sein. Wichtig ist nur, dass er vom gesamten Team mitgetragen wird.
Ăhnlich verhĂ€lt es sich mit Symbolen. Auch Symbole als âMarkenzeichenâ können die IdentitĂ€t eines Teams stĂ€rken. Warum kleben sich manche Leute einen Apple-Aufkleber auf die Heckscheibe? Weil sie ihre Zugehörigkeit zu der Gruppe der Apple-Nutzer demonstrieren wollen. Dies ist ĂŒbrigens ein schönes Beispiel fĂŒr den sogenannten T-Shirt-Test: wenn die Teammitglieder T-Shirts mit dem Namen und/oder Symbol des Teams mit Stolz in der Ăffentlichkeit tragen, dann ist das ZusammengehörigkeitsgefĂŒhl hoch.
Fazit
Einer fĂŒr alle, alle fĂŒr einen. Eigentlich ist es gar nicht so schwer, aus einer Ansammlung von Menschen ein eingeschworenes Team zu machen. Du musst nur die Gemeinsamkeiten erarbeiten, finden und schlieĂlich zelebrieren. Wann du all das neben deinem âeigentlichenâ Job tun sollst? Dies ist dein eigentlicher Job! Schau dir doch mal meinen Beitrag zu Project Leadership an!
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